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U-Verlagerung Rebhuhn
Der Lengericher Eisenbahntunnel wurde im Jahr 1871 fertiggestellt. Weil man die Bahnstrecke
zwischen Ruhrgebiet und Hamburg auf vier Gleise erweitern wollte wurde ein zweiter Tunnel durch den
Berg getrieben und 1928 fertig gestellt. Gleichzeitig wurde die alte Röhre instand gesetzt und für den
geplanten Ausbau stillgelegt.
Als die Luftangriffe durch die Alliierten auf Deutschland zunehmen sucht man nach bombensicheren
Produktionsorten und stößt auf den 1928 stillgelegten, 765 Meter langen Tunnel.
Im 16. März 1944 waren die Planungen zur U-Verlagerung durch den so genannten Jäger Stab
abgeschlossen und bereits am 29.Marz 1944 erreichten erste Häftlingstransporte aus dem
KZ-Neuengamme den Bahnhof Lengerich Hohne.
Untergebracht wurden die Gefangenen im Tanzsaal der Gaststätte Brunsmann welcher durch die SS
zum Gefängnis umgebaut wurde.
Um die 4500m² unterirdische Produktionsfläche vorzubereiten wurde die Firma Diehl aus Essen
beauftragt welche auch von kleineren örtlichen Firmen bei der Umsetzung unterstützt wurde.
Als die ersten Häftlinge auf der Baustelle eintrafen standen schon das Bau und Maschineneisen, 1200t
Zement, Rund und Schnitthölzer und 60000 Ziegelsteine bereit.
Der Ausbau des Tunnels dauerte von März - Ende Juni 1944.
Nachdem der Ausbau abgeschlossen war, wurden die Häftlinge die für den Ausbau zuständig waren
wieder zurück ins Stammlager Neuengamme transportiert.
Für die Produktion die im Juli 1944 aufgenommen wurde
kamen 200 andere Häftlinge ins Lengericher Lager.
Im Tunnel gab es verschiedene Produktionsbereiche. Im vorderen Teil des Tunnels wurden Profile für
Tragflächen bearbeitet und im hinteren Teil wurden für die Firma VLM und Aldinger Teile für die V1 und
V2 hergestellt. Für die Produktion standen im Tunnel Fräsen, eine Drehbank, eine große Presse, eine
Bandsäge und Geräte zum schärfen und reparieren der Sägeblätter.
Am Ende des Tunnels stand ein Transformator der die komplette breite des Tunnels einnahm.
In der Mitte der benutzten Tunnelseite waren die Aborte und ein kleines Büro untergebracht.
Die Wände des Tunnels waren mit Bohlen verkleidet hinter denen es einen kleinen Zwischenraum für
die elektrischen Leitungen gab. Gleichzeitig diente dieser Schacht auch als Lüftungsschacht und enthielt
ca alle 10 Meter eine Heizung.
Der Eingang des Tunnels war mit einer schweren Stahltür verschlossen und es gab eine kleine
Schleuse, ein Büro und eine Krankenstation.
Im April 1945 wurden das Lager evakuiert und die Gefangenen zurück nach Neuengamme gebracht,
auch die Maschinen wurden abtransportiert, wohin ist bis heute noch nicht geklärt.
Heute steht der Tunnel unter Denkmalschutz ist aber wegen akuter Einsturzgefahr verschlossen.
Ein sehr zu empfehlendes Buch zum Thema:
Tage im Tunnel - Das KZ-Außenlager A1 Lengerich 1944-1945 von
Norbert Ortgies und Ursula Wilm-Chemnitz
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Bildquelle: Imperial War Museum London